Wo BioPionierInnen sich treffen

Das Biodorf Seeham zwischen Seen, Sinn und Handwerkskunst

Seeham liegt im Salzburger Seenland, dort wo das Wasser türkis schimmert und die Luft nach Sommer riecht. Wer den Ort kennt, denkt an das Strandbad mitten im Dorf, an die sanften Hügel rund um den Obertrumer See oder an den geheimnisvollen Teufelsgraben. Der wildromantische Graben mit der geschichtsträchtigen Röhrmoosmühle erzählt von alten Zeiten, in denen Wasser, Holz und Handwerk das Leben bestimmten. Bei einer Fackelwanderung durch den Teufelsgraben spürt man diese Geschichte noch heute, wenn das Licht der Fackeln die alten Mauern und Holzrinnen zum Glühen bringt.

Doch Seeham ist weit mehr als ein idyllischer Ort am Wasser. Der kleine Ort ist Österreichs erstes Biodorf, ausgezeichnet mit dem österreichischen Klimaschutzpreis und zur besten europäischen Biostadt geehrt. Rund achtzig Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten biologisch und tragen dazu bei, dass hier ein Dorf entstanden ist, das Nachhaltigkeit mit Kreativität, Gemeinschaft und Genuss verbindet. Zwischen Werkstätten, Ateliers und kleinen Höfen entsteht ein Lebensgefühl, das zeigt, wie sich Tradition und ein achtsamer Blick in die Zukunft vereinen lassen.

Der BioArt Campus – Herzstück einer Bewegung

Im Zentrum des Dorfes steht der BioArt Campus, ein Ort des Wissens, des Austauschs und der Begegnung. Auf dreitausend Quadratmetern vereint er Wirtschaft, Forschung, Handwerk und Kulinarik. Hier sind der Bio-Laden Seeham, das Restaurant Das Seeham, eine Kaffee Rösterei, verschiedene Werkstätten, Seminarräume und ein Yogaraum untergebracht.

Der BioArt Campus widmet sich voll und ganz den Themen Bio, Nachhaltigkeit und einer lebenswerten Zukunft für Generationen. Menschen aus unterschiedlichen Ländern kommen hier zusammen, um an Ideen zu arbeiten, voneinander zu lernen und neue Wege in Richtung Zukunft zu entwickeln. Wer durch den Campus schlendert, kann leicht Stunden verbringen, ob beim Cappuccino von Naturkaffee, beim Mittagessen im Das Seeham oder beim Beobachten von Anna Maria, wie sie in ihrer Backstube einen duftenden Milchbrotzopf formt.

In der Rösterei von Naturkaffee duftet es nach gerösteten Bohnen, Wärme und Holz. Christoph Hellermann lernte während des Biologiestudiums die Leidenschaft für nachhaltige Lebensmittel kennen und fand nach einigen Umwegen den Weg zum Kaffee. Heute widmet er sich mit großer Begeisterung der Herstellung von biologisch angebauten und fair gehandelten Kaffeespezialitäten.

Die Bohnen werden sorgfältig ausgewählt und in kleinen Chargen veredelt, wodurch der Kaffee ein intensives Aroma und eine besondere Tiefe erhält. Besucherinnen und Besucher erleben hier, wie aus einer dunkelgrünen Bohne ein geschmackvolles Getränk entsteht. Der Kaffee schmeckt nicht nur gut, er erzählt auch von Verantwortung für Mensch und Natur.

Gleich nebenan bäckt Anna Maria mit einem warmen Lächeln und viel Geduld. Nachdem sich im BioArt Campus die Chance ergeben hat, eine eigene Backwerkstatt zu übernehmen, nutzte sie den Moment und machte ihre Leidenschaft zum selbstständigen Beruf. Davor war sie viele Jahre ganz klassisch in einer Bäckerei angestellt, doch der Campus bot ihr den Raum, ihre Liebe zum Backen frei zu entfalten.

In ihrer Backstube entstehen Kuchen, Kekse und Milchbrotzöpfe, die den Raum mit süßen Düften erfüllen und an Kindheit erinnern. Anna Maria arbeitet mit hochwertigen Zutaten aus der Region und legt großen Wert auf Qualität und Handarbeit. Ihre Backwaren sind nicht nur einen Besuch wert, sie spiegeln auch die Freude wider, die sie beim Backen empfindet. Wer ihr über die Schulter schaut, spürt sofort die Liebe zu ihrem Handwerk.

Ois Hondgmocht – Handwerk erleben

Jeden Freitag öffnet Seeham seine Türen für alle, die Handwerk, Bio und Regionalität hautnah erleben möchten. Unter dem Motto Immer wieder freitags laden die Werkstätten, Ateliers und kleinen Manufakturen des Biodorfs dazu ein, hinter die Kulissen zu schauen. Besucherinnen und Besucher können die Handwerkerinnen vor Ort treffen, Fragen stellen, Kostproben genießen und das fast vergessene Wissen um traditionelles Handwerk neu entdecken. Ein Nachmittag voller Begegnungen, Geschichten und echter Seehamer Lebensfreude.

Das Programm führt durch Ateliers, Werkstätten und kreative Räume, in denen Handwerk lebendig bleibt. Wer an einem Freitag durch Seeham geht, spürt die besondere Atmosphäre, die entsteht, wenn Menschen ihre Leidenschaft teilen.

Etwas weiter oben in Seeham findet man die Werkstatt von Monika Kaiser, in der Funken durch die Luft wirbeln und Metall zum Glühen gebracht wird. Die Schmiedekunst liegt seit vielen Generationen in ihrer Familie und prägt ihre Arbeit bis heute. Monika lernte ursprünglich Floristin, doch das Feuer und die Tradition zogen sie bald in die Schmiede zurück.

Heute verbindet sie florale Elemente mit geschmiedeten Formen und schafft Werke, die Kraft und Feinheit zugleich zeigen. Die Kombination aus altem Wissen und modernem Ausdruck macht ihre Kunst einzigartig. Ihre Werkstatt strahlt Ruhe und Beständigkeit aus und lädt dazu ein, die Verwandlung von Metall zu beobachten.

In einer kleinen Werkstatt im alten Wagnerhäusl mitten im Dorf fertigt Manuela Kendler Schuhe, die Geschichten in sich tragen. Die Schuhmachermeisterin arbeitet mit viel Geduld und ausgewählten Naturmaterialien. Die alten Maschinen in ihrer Werkstatt erinnern an Zeiten, in denen Handwerk Sorgfalt und Ausdauer bedeutete.

Jeder Schuh entsteht in vielen Schritten, ist präzise gearbeitet und für ein langes Leben gedacht. Manuela liebt die stille Konzentration, die diese Arbeit verlangt, und versteht jedes Paar Schuhe als persönliches Kunstwerk. Wer ihr bei der Arbeit zusieht, versteht, wie viel Gefühl und Können in jedem ihrer Stücke steckt.

Im bunten Showroom von Agnes Winzig reihen sich weiche Wollknäuel aneinander. Sie strickt und häkelt Pullover, Schals und Mützen aus fair gehandelter Alpakawolle aus Peru. Die Frauen, die diese Wolle produzieren, erhalten faire Entlohnung, Kinderbetreuung und warme Mahlzeiten, was ihre Arbeit zu etwas besonders Wertvollem macht.

Einmal im Jahr kommt eine Lieferung der Wolle nach Seeham, um den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten. Agnes verarbeitet die Wolle mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail. Ihre Produkte sind warm, weich und Ausdruck eines bewussten Lebensstils. Wer etwas sucht, das Körper und Seele wärmt, wird hier fündig.

In ihrem Atelier erschafft Brigitta Maria Kaiser Bilder aus Naturpigmenten, Lehm und Erde. Ihre Kunst ist ruhig, erdig und voller Tiefe, geprägt von der Verbundenheit zwischen Natur und Mensch. Früher war Brigitta Floristin, doch die Liebe zu natürlichen Materialien führte sie zur Malerei.

Ihre Werke spiegeln die Landschaft und die Stimmungen Seehams wider. Jedes Bild entsteht aus Materialien, die direkt aus der Natur stammen und trägt die Handschrift von jemandem, der der Natur mit viel Achtsamkeit begegnet.

Biohöfe und das Biohotel Schiessentobel

Rund um Seeham liegen zahlreiche Biohöfe, die die Landschaft prägen und die Region mit ihren hochwertigen Lebensmitteln bereichern. Auf den Höfen werden Käse, Brot, Honig, Milch und Kräuter mit viel Hingabe hergestellt. Besucherinnen und Besucher können bei Führungen und Verkostungen einen Eindruck davon gewinnen, wie eng das Leben hier mit der Natur verbunden ist.

Hoch über dem Obertrumer See liegt das Biohotel Schiessentobel, ein ruhiger und liebevoll geführter Familienbetrieb. Das Haus bietet Zimmer mit Weitblick über die Berge und eine Küche mit biologischen Zutaten aus der Region. Es ist ein Ort, an dem man zur Ruhe kommt und gleichzeitig das Lebensgefühl von Seeham versteht.

Ein Dorf voller Leben und Inspiration

Zwischen Seen, Wäldern und Werkstätten lebt eine Gemeinschaft, die offen, kreativ und zukunftsorientiert ist. Hier begegnen sich Handwerk, Kunst, Landwirtschaft und Gastfreundschaft auf Augenhöhe.

Mehr Infos und alle Events findet ihr hier: