Wenn weniger mehr ist

Fasten im BioVitalHotel Sommerau

Ein neuer Tag in der Sommerau beginnt still. Kein hektisches Treiben, kein übervolles Buffet, stattdessen dampft eine Tasse Kräutertee, dazu ein Schälchen warmer Getreidebrei mit gedünstetem Obst. Reduktion, die guttut. Viele Gäste beschreiben schon den ersten Morgen ihrer Fastenwoche wie einen kleinen Neuanfang.

Dabei erzählt dieses Haus in St. Koloman weit mehr als nur die Geschichte vom Fasten. Es ist die Geschichte einer Familie, die früh den Mut hatte, anders zu denken und ein Hotel, das seit über 40 Jahren zeigt, dass „weniger“ manchmal das größte Geschenk sein kann.

Der Teich mit Buddha am  Morgen

Dabei begann alles einst ganz klassisch: mit einem Gasthof. Vater Matthias und Mutter Anna Maria Neureiter erbauten das Haus, in dem sich Wanderer stärkten, bevor sie zu den Almen aufbrachen. Dort oben gab es kaum Verpflegung, also wurde die Sommerau zu einem Fixpunkt am Bergfuß: Hier aß man, hier rastete man, hier begann der Aufstieg – oder man genoss nach dem Abstieg eine kräftigende Mahlzeit.

Doch das Schicksal wollte es, dass aus diesem Gasthof viel mehr wurde als ein Wirtshaus für hungrige Wanderer.

Der Wendepunkt

Es war Anfang der 1980er, als Matthias Neureiter von einem Bandscheibenvorfall getroffen wurde. Die Ärzte rieten klar: Operation. Doch Matthias wollte sich nicht unters Messer legen. Stattdessen begleitete ihn seine Schwägerin zu einem Seminar von Willi Dungl, dem Pionier für Naturheilkunde und Fasten in Österreich.

Was er dort erlebte, stellte sein Leben auf den Kopf. Vollwertkost, frisches Gemüse, die Idee von Fasten als Heilprozess. All das war neu, aber es funktionierte. Matthias fand zurück in die Bewegung, zurück ins Leben. Von diesem Tag an änderte sich auch der Gasthof. Auf einmal standen Vollkornnudeln statt Spätzle auf dem Tisch. Gemüse und Getreide statt üppiger Fleischgerichte.

„Wir waren damals sicher 10 oder 15 Jahre zu früh“

So begann der Wandel: 1983 die Umstrukturierung zum Vitalhotel, bald darauf das erste rauchfreie Gasthaus in Salzburg. 2001 folgte die Bio-Zertifizierung, das Hotel wurde Gründungsmitglied des BioParadies SalzburgerLand.

„Die Leute haben uns belächelt – Vollkornnudeln? Wer isst denn sowas? Aber für uns war klar: Das ist der richtige Weg.“

Pioniergeist und Gegenwind

Mit dieser Entscheidung wurde die Familie Neureiter zu Vorreitern und manchmal auch Außenseitern. Während rundherum noch Bier und Schweinsbraten dominierten, servierte die Sommerau vegetarische Gerichte, selbstgebackenes Brot und naturbelassene Produkte.

„Wir galten ein bisschen als die Verrückten im Ort“

Doch Matthias blieb seiner Linie treu. Er fuhr zu Bauernhöfen, suchte nach Käse, Kartoffeln und Kraut in Bio-Qualität. Damals ein Abenteuer, denn Bio war weit entfernt vom Mainstream. Mit den Jahren wuchs daraus eine Philosophie, die das BioVitalHotel Sommerau bis heute prägt: konsequente Qualität, kein Kompromiss bei der Gesundheit.

Außenansicht Garten

Eine hohe Qualität und biologische Lebensmittel sind für die Familie längst selbstverständlich. Theresia ist mit dieser Umstellung aufgewachsen. Was für viele Gäste damals noch ungewohnt war, war für sie von klein auf Alltag. Auch Mutter Anna Maria lebt diese Haltung bis heute: Sie kocht das „Essen auf Rädern“ für das Bergdorf und sorgt so dafür, dass die Menschen vor Ort, vom Kindergartenkind bis zum älteren Bewohner, mit hochwertigem Essen versorgt sind.

Die zweite Generation

Nach dem Tod von Vater Matthias stand die Sommerau vor einer neuen Phase. Er war es gewesen, der mit seiner Entscheidung für das Fasten den Grundstein gelegt hatte. Nun war es an Tochter Theresia, den Weg weiterzuführen.

Sie hatte ihre Ausbildung als Physiotherapeutin abgeschlossen und viele Jahre in einem Reha-Zentrum gearbeitet. Die Arbeit mit Menschen, die Suche nach Heilung und Gesundheit, all das war ihr vertraut. Und so reifte die Entscheidung: das Elternhaus nicht nur weiterzuführen, sondern es noch stärker in Richtung Gesundheit und Fasten auszurichten.

Ein großer Umbau markierte den Neubeginn. Unterstützt von ihrem Bruder, der als Handwerker anpackt, wenn es gebraucht wird, übernahm Theresia Schritt für Schritt die Verantwortung. Ihre Mutter Anna Maria bleibt bis heute eine wichtige Stütze, präsent, warmherzig, noch immer mitten im Haus.

Sauna mit Blick auf Teich

Zu Beginn konnte man in der Sommerau noch à la carte essen und parallel an einer Fastenwoche teilnehmen. Doch wie Theresia heute schmunzelnd erzählt:

„Es ist nicht einfach, wenn jemand vor dir ein Schnitzel isst oder ein Bier trinkt und man selbst fastet.“

So kam mit dem Nachwuchs die Umstellung auf ein reines Fastenhotel.

Fasten in der Sommerau – eine eigene Welt

Viele Gäste kommen Jahr für Jahr. Manche reisen seit Jahrzehnten an, nehmen sich eine Woche frei und tauchen ein in die Rituale des BioVitalHotels Sommerau. Die Altersgruppe ist breit, von 25 bis 65 Jahren. Allen gemeinsam ist der Wunsch, einen Neustart zu machen: für Körper, Geist und Seele.

„Die ersten drei, vier Tage sind oft die schwierigsten. Da kommt der Kaffeeentzug, manchmal auch Kopfweh oder Müdigkeit. Aber danach passiert etwas: Der Körper schaltet um, die Energie kommt zurück, die Gedanken werden klarer.“

Dieses Aufblühen nach der Krise ist es, was viele immer wieder zurückkehren lässt. Fasten ist kein Wellnessurlaub. Es ist Arbeit am eigenen Körper – aber eine, die sich lohnt.

Fastenbegleitung & Rituale

Die Sommerau unterstützt diesen Prozess mit kleinen, aber wirkungsvollen Ritualen:

  • Ölziehen am Morgen
  • Tau- oder Schneetreten im Garten
  • Trockenbürsten zur Anregung der Durchblutung
  • Leberwickel für die Entgiftung
  • Schüßler Salze und sanfte Anwendungen wie Kaffee-Einläufe

So wird Fasten zu einem ganzheitlichen Erlebnis – immer begleitet, nie allein.

Die drei Fastenprogramme im Überblick

Hier wird es sachlich – denn Fasten braucht Klarheit und Struktur.

Basenfasten – das Fasten mit Biss

  • Ziel: Säure-Basen-Balance
  • Ernährung: Morgentee, gedünstetes Obst mit Getreidebrei, mittags Gemüse & Kräutertee, abends Basensuppen
  • Behandlungen: Basenbad mit Bürstenmassage, Basenwickel, Peeling mit Basensalz, Lymphdrainage, Honig- oder Schröpfmassage, Body-Detox-Fußbad, Leberwickel

Vitalfasten – wo altes Wissen auf moderne Wissenschaft trifft

  • Ursprung: inspiriert vom Ayurveda
  • Ernährung: Morgentee, gedünstetes Obst mit Getreidebrei, mittags Gemüse & Kräutertee, abends Basensuppen
  • Fokus: viel Bewegung, Schwitzen, Trinken
  • Behandlungen: Abhyanga-Ganzkörpermassage, Kundalini-Rückenmassage, Leberwickel
Getreidebrei

Ganzheitliches Fasten

  • Ernährung: Morgentee, mittags Obst- & Gemüsesaft, abends Gemüsebrühe
  • Besonderheit: Fastenbrechen + 2 Aufbautage
  • Behandlungen: Lymphdrainage, Sole-Entschlackungswickel, Bauchmassage, Fußreflexzonenmassage, Schiele-Fußbad, Rückenmassage, Creme-Packung, Body-Detox-Fußbad, Leberwickel

Ruhe statt Rummel

Das BioVitalHotel Sommerau liegt am Waldrand, oberhalb von St. Koloman. Hier gibt es keine Hotelmeilen, keine Après-Ski-Partys, keinen Lärm. Stattdessen: Wälder, ein paar Wanderwege, Naturbadeteich, Saunalandschaft. Ein Platz, der bewusst abseits des Massentourismus liegt.

Kissen Lavendelspray

„Wir sind einfach wir. Ein Ort, an dem Menschen zur Ruhe kommen.“

Und genau darin liegt die Stärke: Wer in die Sommerau kommt, sucht nicht Ablenkung, sondern Reduktion. Nicht mehr, sondern weniger.

Wenn weniger mehr ist

Seit über 40 Jahren ist die Sommerau ein Ort, der konsequent seinen Weg geht. Vom Gasthof zum BioVitalHotel, vom Bandscheibenvorfall zum Fastenhaus. Geführt mit Herz, mit Mut und mit der Überzeugung, dass echte Qualität nicht verhandelbar ist.

Fasten heißt nicht verzichten, sondern gewinnen. Mehr Klarheit, mehr Energie, mehr Gesundheit. Das ist das, was bleibt.

Und so wird die Sommerau zu dem, was sie seit Jahrzehnten ist: ein Ort, an dem weniger wirklich mehr ist.